Autorin: Claudia Plaum
Dieser Artikel ist zuerst erschienen im Januar 2025 im Komm mit!
Gekürzte und leicht geänderte Fassung.
Experten-Inputs und Talkrunde
Maximilian Stöhr, Tanja Herold (Planwerk, Nürnberg) und Sarah von Poblocki (DSK GmbH, Nürnberg) vom Stadtumbaumanagement Nördliches Fichtelgebirge (SUM) hatten am 20. November 2024 zur Veranstaltung ins ehemalige Café Schoberth in Marktleuthen eingeladen und boten den gut 35 Interessierten Experten-Inputs: „Energetisch sanieren – was ist wichtig und sinnvoll? Was bedeutet GEG für mich als Eigentümer?“ − „Steuerliche Sonderabschreibung bei Sanierungsmaßnahmen im Sanierungsgebiet und bei Baudenkmälern“. Zudem gab es Hinweise zu kommunalen Förderungen, darüber hinausreichenden Förderprogrammen und dem Angebot zur Unterstützung vor Ort.
Zwei Hauseigentümer, Monika Piras und Michael Plaum, berichteten in der anschließenden Talkrunde über ihre Komplettsanierungen in Weißenstadt und Schwarzenbach, mit dabei Architekt Peter Kuchenreuther, der als Sanierungsberater eingeladen war.
Empfehlung: Individueller Sanierungsfahrplan (iSFP)
Felix Wagner von der Energievision Franken und Weißdorf, EVM GmbH brachte verschiedene zukünftig anstehende Ziele der Bundesregierung in den Fokus. Seine große Empfehlung an alle Sanierungswilligen: Vor Beginn einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) erstellen lassen, der auch förderfähig sei!
Steuern sparen beim Sanieren im Sanierungsgebiet
Steuerberater Stefan Ruckdeschel-Fischer von Wietasch und Partner, Hof, Rehau und Bayreuth zeigte verschiedene Möglichkeiten auf, wie Bauherren bei Maßnahmen im Sanierungsgebiet oder bei Baudenkmälern satte Beträge sparen können. §7h mache unter Einhaltung der geforderten Bedingungen eine Abschreibung von 9 Prozent im 1.–8. und von 7 Prozent im 9.–12. Jahr möglich. Ganz deutlich wurde, wie wichtig die Ausweisung von Sanierungsgebieten ist, wenn sich dort viel Leerstand oder marode Immobilien befinden. Die Möglichkeit der steuerlichen Abschreibung lockte z.B. in Hof, so Ruckdeschel-Fischer externe Investoren an, die mit dieser attraktiven Lösung 12 Jahre lang Steuern einsparen und im 13. Jahr die Immobilie sogar noch steuerfrei verkaufen könnten. „Ich habe Mandanten, die klappern systematisch Sanierungsgebiete ab. Der Ort ist dabei egal, es geht um die finanzielle Attraktivität. Mal ganz abgesehen von vielen Förderprogrammen, die die Investitionssumme noch weiter verringern können.“ Im Saal hingen die Sanierungsgebiete von acht NöFi-Kommunen aus.
Vorteile der Sanierung von Bestandsimmobilien
Peter Kuchenreuther lobte in der Talkrunde das große Interesse an Innenentwicklung; er ist auch als Sanierungserstberater tätig.
„Wir Architekten sprechen von Grauer Energie, die Immobilie ist schon da, diese Energie muss nicht mehr hineingesteckt werden. Eine Sanierung kann in Etappen gemacht werden, auch ein Plus, das für eine Bestandsimmobilie spricht. Flächen werden gespart.
Peter Kuchenreuther
Architekt und Sanierungsberater
Kuchenreuther weiter: “Bestandsimmobilien befinden sich meist schon in einer gesellschaftlichen Struktur, im Gegensatz zu Immobilien in Neubaugebieten, wo die Gesellschaft erst noch entstehen muss. Es ist wichtig, Anreize zu schaffen, um Leerstände zu aktivieren, sonst bleiben die Innenstädte leer, man spricht hier vom sogenannten Donut-Effekt. Die Beratungsgutscheine des Landratsamtes, bei denen ein Sanierungswilliger 100 Euro zahlen musste und 1.000 Euro Architektenleistung erhielt, zielen auf eine Nutzung hin. Ein einfaches Fassadenprogramm ist schön, wirkt aber meist nur gestalterisch!“ Am Beispiel des Goldnen Löwen in Kirchenlamitz sähe man sehr gut, was es bedeute, guten Wohnraum, besonders Starterwohnungen mit 1–2 Zimmern im Angebot zu haben. Die zeitgemäß gestalteten Wohnungen waren blitzschnell vermietet.
Hohe Nachfrage nach zeitgemäßem Wohnraum
Auch Monika Piras aus Weißenstadt konnte das bestätigen, sie hatte ein Doppelhaus mit drei Zwei-Zimmer-Wohnungen (56, 65 und 80 qm) saniert.
„Die Wohnungen waren kaum inseriert, da waren sie auch schon weg.“
Monika Piras
Eigentümerin und Vermieterin
eines sanierten Doppelhauses
Michael Plaum hatte ein denkmalgeschützes Fachwerkhaus in Schwarzenbach saniert. Besonders hier: Die Verbindung von natürlichen Materialien (Dämmlehm) in Verbindung mit moderner Heiztechnik.
In der Runde kamen Herausforderungen, Fallstricke, Bürokratie bei der Sanierung einer Bestandsimmobilie zur Sprache, es wurde aber deutlich, welch große Menge an Herzblut in den Projekten steckt. Fest steht, dass das Engagement von Privatpersonen neben dem kommunalen Einsatz ein wichtiger Baustein für die Attraktivität unserer kleinen Orte im Nördlichen Fichtelgebirge ist. Zuhörer und Beteiligte zeigten sich begeistert von der Veranstaltung.
Nachtrag: Der Infoabend wurde im Januar und Februar 2025 in Sparneck und Schwarzenbach a.d.S. wiederholt.