Autor: Landratsamt Hof
Veröffentlicht mit Genehmigung von ebd.
Barrierefreies Wohnen erlebbar: Die Musterwohnung der Leitstelle Pflege Hofer Land
Seit Juni 2024 bietet die Leitstelle Pflege Hofer Land in der Ernst-Reuter-Straße 70 in Hof eine barrierefreie Musterwohnung zur Besichtigung an. Diese Dauerausstellung gibt allen Interessierten einen Einblick, wie modernes, barrierefreies Wohnen gestaltet werden kann. Zudem können Besucher Hilfsmittel kennenlernen, die den Alltag von körperlich oder mental eingeschränkten Personen und deren Angehörigen erleichtern.
Barrierefreiheit beginnt in der Küche
Auf den ersten Blick wirkt die Küche der Musterwohnung wie eine ganz normale Küche. Doch sie hat einige Besonderheiten: „Die unterfahrbare Arbeitsplatte ermöglicht es Rollstuhlfahrern, bequem daran zu arbeiten. Sie kann elektrisch in der Höhe verstellt werden.“, erläutert Tina Bauer von der Wohnberatung der Leitstelle Pflege Hofer Land. „Zusätzlich lassen sich auch die Oberschränke elektrisch oder mechanisch nach oben und unten bewegen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Sicherheit. Um Küchenbrände zu verhindern, sind in der Musterwohnung zwei verschiedene Herdwächter-Modelle zu sehen: Eines unterbricht die Stromzufuhr bei Rauch- und Hitzentwicklung, das andere reagiert auf Bewegung. „Letzteres schaltet den Herd ab, wenn sich eine Person zu lange von ihm entfernt“, erklärt Bauer. Besonders praktisch: „Diese Geräte können bei einer diagnostizierten Demenzerkrankung unter Umständen von der Krankenkasse übernommen werden.“
Notfalldose im Kühlschrank – eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung
An der Wohnungseingangstür sowie an der Kühlschranktür gibt es einen Aufkleber. Dieser signalisiert, dass im Kühlschrank eine Rot-Kreuz-Dose aufbewahrt wird. In dieser Dose können wichtige medizinische Informationen für den Rettungsdienst hinterlegt werden, beispielsweise Medikamentenpläne, Notfallkontakte, Allergien. Sollte im Notfall ein Arzt oder Sanitäter die Wohnung betreten, erkennt er durch den Aufkleber sofort, dass sich die wichtigen Informationen im Kühlschrank befinden – einem leicht auffindbaren und zentralen Ort.
Wohnzimmer mit intelligenten Helfern
Im Wohnzimmer wartet eine Überraschung: eine schnurrende Katze. „Unsere elektronische Hauskatze ist speziell für Demenzpatienten konzipiert“, so Bauer. „Sie reagiert auf Berührungen, schnurrt und miaut – das kann beruhigend wirken.“ Ergänzend dazu gibt es ein digitales Fotoalbum mit Sprachaufzeichnung. „Jedes Foto kann mit einer persönlichen Erinnerung besprochen werden – das hilft Demenzkranken, vertraute Gesichter und Momente besser zu verknüpfen.“
Für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen stehen verschiedene Signalsysteme bereit, die Telefon- oder Türklingelsignale per Licht- oder Vibrationsalarm verstärken. „Es gibt unzählige Hilfsmittel auf dem Markt“, sagt Bauer. „In der Musterwohnung zeigen wir eine kleine, aber repräsentative Auswahl – von speziellen Geschirren für Menschen mit motorischen Einschränkungen bis hin zu Notrufknöpfen.“
Komfort und Sicherheit im Schlafzimmer
Das Schlafzimmer der Musterwohnung sieht zunächst gewöhnlich aus, wurde jedoch gezielt um barrierefreie Elemente ergänzt. Ein mechanischer Kleiderlift im Kleiderschrank erleichtert den Zugriff auf höher gelegene Kleidung, während ein Aufstehbett durch elektrische Verstellung das Ein- und Aussteigen unterstützt. „Für Menschen, die noch beweglich sind, reicht oft eine einfache Haltestange, die zwischen Boden und Decke eingespannt wird.“
Ein weiteres Sicherheitsmerkmal ist eine Sensormatte. „Sie sendet ein Signal an Angehörige, falls beispielsweise eine demenzkranke Person nachts unbemerkt das Bett verlässt“, erklärt Bauer.
Barrierefreies Bad mit durchdachten Details
Im Bad fallen als Erstes die signalroten Akzente auf. Die Farbe wurde bewusst gewählt, da sie insbesondere für Demenzkranke eine aktivierende Wirkung hat. Am höhenverstellbaren und unterfahrbaren Waschtisch befinden sich Haltegriffe, die ebenfalls in Rot abgesetzt sind. Das Badezimmer ist zudem mit einem Dusch-WC sowie einer barrierefreien Dusche ausgestattet, die für mehr Komfort und Sicherheit im Alltag sorgen.
Mehr Mobilität für ein selbstbestimmtes Leben
Auch Mobilitätshilfen spielen eine große Rolle. Vor der Wohnung ist ein Plattformlift für Rollstuhlfahrer fest installiert. In der Wohnung selbst gibt es ein Modell eines Treppensitzlifts sowie eine mechanische Treppensteighilfe für Personen, die beim Treppensteigen unsicher sind. „Zusätzlich zeigen wir verschiedene Halter und Ständer für Gehstöcke und Krücken“, ergänzt Bauer.
Vorausschauend planen lohnt sich
Abschließend gibt Bauer einen wichtigen Tipp: „Es gibt kein ‚zu früh‘, um sich mit Barrierefreiheit zu beschäftigen. Wer frühzeitig plant, kann spätere Einschränkungen im Alltag vermeiden. Besonders bei Neubauten oder Sanierungen sollte man barrierefreie Lösungen mitdenken.“
Ein besonderes Angebot gibt es regelmäßig in der Musterwohnung: Ein Architekt berät kostenlos zum barrierefreien Bauen und Sanieren. Die aktuellen Termine sind auf der Website der Leitstelle Pflege Hofer Land zu finden.
Die Musterwohnung steht allen Interessierten offen – eine Chance, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie barrierefreies Wohnen heute aussehen kann.
Geöffnet ist die Musterwohnung jeden Donnerstag von 9:00 bis 12:00 Uhr, weitere Termine auf Anfrage. Führungen für Gruppen (auch privat) sind nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Die Teilnehmeranzahl pro Gruppe ist auf zehn Personen beschränkt.
Weitere Informationen und Kontaktdaten finden Sie unter Wohnberatung / Musterwohnung (Barrierefreiheit)
Fördermöglichkeiten finden Sie unter Bauförderprogramme / Barrierefrei umbauen